Montag, 9. Juli 2012

Innsbrucker Salzwiesen


09.07.12 Aktuelles Foto der Schneedeponie-Fläche in der Werner-von-Siemens-Strasse/Ecke Richard-Bergerstrasse

Seit dem vergangenen Winter darf der Schnee von Innsbrucks Straßen ja nicht mehr in den Inn gekippt werden, da er durch Streusalz und Straßenschmutz zu stark belastet ist.

Also wurde er bereits heuer auf von der Stadt angemieteten Flächen deponiert und zwischengelagert, allerdings nicht nur auf asphaltierten, ans Kanalnetz angeschlossenen Flächen, sondern stellenweise auch auf Grünflächen, die z.T. auch der Futtermittelgewinnung dienen.
Obwohl der verseuchte Schnee, der sich teilweise 8-10 Meter hoch türmte, heuer in Frühjahr abgetragen wurde und die Flächen angeblich mit frischem Humus aufgefüllt wurden, so zeigt sich jetzt, daß das Wachstum der dort ausgesäten Nutzpflanzen stellenweise stark beeinträchtigt wird und, daß Regenwasser nicht mehr ordentlich versickern kann. 
Auf obigem Foto sieht man eine Grünfläche (im letzten Jahr noch eine Wiese) in der Werner-von-Siemens-Strasse in Innsbruck. Dort wurde heuer nach Abtransport der Schneemassen Mais ausgesät. Mais ist ja nun wirklich keine besonders anspruchsvolle Pflanze, dennoch mag er nicht wirklich gedeihen auf jener Fläche, die monatelang Zwischenlager für den verseuchten Schnee war.
Es ist daher anzunehmen, daß der Untergrund sehr stark durch Streusalz  belastet wurde, da durch Streusalz grobe Vegetationsschäden verursacht werden können, wie eine Studie aus Baden-Württemberg (2002) belegt.


Das Schweizer Amt für Natur und Umwelt hat ein Merkblatt herausgegeben, das Schnee-Entsorgung explizit nur unter folgenenden Gegebenheiten zuläßt:
- Befestigte Plätze mit Entwässerung in Kanalisation (ARA)
- Unbefestigte Flächen ohne Entwässerung in einen Vorfluter

Überhaupt scheinen uns die Schweizer in Sachen umweltgerechter Schneedeponierung eine Nasenlänge voraus zu sein, denn bereits 1997 wurde dort vom Amt für Straßenbau eine Studie über die "Auswirkungen von Schneedeponien" veröffentlicht.



Welche Vorgangsweise in Sachen Schneedeponierung ist nun tatsächlich sinnvoll? Das Abfließen des Schmelzwassers über die Kanalisation in das Klärwerk scheint auch keine prickelnde Alternative darzustellen.
Eine Broschüre aus dem Kanton Luzern sagt:
Als Taumittel werden vorwiegend Natrium-, Calcium- oder
Magnesiumchlorid verwendet. In der Umgebung von Verkehrswegen
findet eine Aufsalzung des Bodens statt. Dies
ist für Pflanzen und Bäume nicht zuträglich. Schäden an der
Vegetation sind möglich.
Die Salze werden via Entwässerung direkt in die Gewässer
und ins Grundwasser geschwemmt oder sie gelangen über
die Kanalisation in die Kläranlagen. In den Kläranlagen
kann das Salz weder abgebaut noch abgetrennt werden
und gelangt daher vollumfänglich in die Gewässer.
und
Grundsätzlich sollten keine Schneedeponien auf landwirtschaftlich
genutzten Flächen eingerichtet werden. Bestehen
keine anderen Möglichkeiten, ist die Nutzung des jeweiligen
Standortes auf eine Saison zu beschränken.
sowie
Zu unterlassen ist die Schneebeseitigung über die Schmutzwasserleitungen
(Trennsystem) oder Mischwasserleitungen
(Mischsystem) in die Kläranlage. Die Verdünnung beeinträchtigt
den Reinigungseffekt. Die Abkühlung des Abwassers
bewirkt, dass die Bakterientätigkeit in der Biologiestufe der
Kläranlage wesentlich reduziert wird, was die Reinigungsleistung
zusätzlich beeinträchtigt.
Laut der Luzerner Abteilung "Abwasser und Risiko" ist frischgefallener Schnee noch nahezu unbelastet - dieser könnte auch in größere Fließgewässer eingebracht werden.
Deshalb meint auch Gottfried Blaser, ARA-Betriebsleiter und Celeriner Gemeindevorstand, in der Engadiner Post, daß Neuschnee weiterhin im Inn entsorgt werden sollte.


Möglicherweise sollte auch die Innsbrucker Stadtregierung ihr Schneeräumkonzept überdenken und die Situation von einem Experten prüfen lassen. Daß man im vergangenen Winter den Schnee nicht mehr im Inn entsorgt hat, mag möglicherweise eine sinnvolle Entscheidung gewesen sein, allerdings wirkte das plötzliche Verbringen des Schnees auf Schneedeponien etwas unüberlegt und überstürzt, da wie auf dem Bildmaterial sichtbar, bereits Umweltfolgen daraus entstanden sind.
Neuschnee muß im Zuge der Räumung zeitnah abtransportiert werden (nicht über Tage zu Häufchen gesammelt und aufgetürmt), noch bevor die Straßen tagelang mit Streusalz behandelt wird. Überhaupt ist insgesamt auch abzuklären inwieweit die Ausbringung von Streusalz vielleicht auch vermindert werden kann.
Jedenfalls braucht es hier rasche Überlegungen und zielführende Maßnahmen, denn der nächste Winter kommt bestimmt.


...meint Eure
Irene

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen