Dienstag, 11. September 2012

Ein Käsebrot und alles ist gut?

In der heutigen Kronenzeitung prangt ein Foto, das die Innsbrucker Bürgermeistern Oppitz-Plörer und den Tiroler Landeshauptmann Platter beim Verteilen einer "Gesunden Jause" in einer Innsbrucker Volksschule zeigt.


Kurios genug, daß die gelbe Politikerin (mit dem inzwischen geläufigen Spitznamen "COP") mit dem für peinliche Anglizissmen berühmten ÖVP-Landeschef nach dem Zerwürfnis im Zuge der Innsbrucker Gemeinderatswahl überhaupt noch gemeinsame Auftritte durchführt, aber was tut man nicht alles für ein werbewirksames Foto mit kleinen Kindern...

Fast jeder kennt heute gesunde und  ungesunde Lebensmitteln auseinander und es ist auch richtig, daß bereits Kinder für gesundes Essen begeistert werden sollten. Allerdings erachte ich es als ein Signal der Entmündigung der Eltern, wenn neuerdings Politiker unseren Sprößlingen ein Lebensmittelpaket zukommen lassen. In der - zugegebenermassen praktischen - Jausenbox befinden sich offensichtlich ein Apfel und ein Käsebrot. Nun frage ich mich: Wurde dieser Apfel gewaschen? Ist er Bio? Und das Käsebrot...weiß dieser Politiker denn, ob mein Kind nicht womöglich eine Allergie auf Mehlwaren oder Milchprodukte hat? Komme ich nun unter Zugzwang dem Kind zu erklären, warum diese gesunde Jause ausgerechnet für mein Kind ungesund sein könnte?

Ich finde die bereits gesetzten Schwerpunktaktionen in Kindergärten, Schulen und Schülerhorten zu gesunder Ernährung durchaus wichtig und gut. Die Kinder sollen sich durch das von ihnen selbst geschnippelte Gemüse durchkosten und wichtige Informationen zu Lebensmitteln erhalten. Dazu muß ich auch ein Lob an alle Pädagogen aussprechen, die dieses Thema meiner persönlichen Erfahrung nach ganz toll und kindgerecht aufbereiten (z.B. Kräutergarten anlegen im Hort, Gesunde Jause bereiten mit der Lehrerin gemeinsam,...)

Was mich jedoch ganz gravierend stört und da richte ich nun auch meine Kritik in Richtung der Politiker:
Jegliche Aufklärungsarbeit zu gesundem Essen verliert an Effizienz solange es Unternehmen wie McDonalds, Nestlé uvm. gestattet ist ihre Werbung direkt an die Kinder zu richten!

Ich verlange europaweite Einschränkungen für Werbung auf Kinderfernsehkanälen und ein Verbot sogenannter "Gimmicks" (z.B.Spielzeuge als Extragaben)!
Es ist ja so, daß die meisten Kinder ihre Eltern ja nicht zum Besuch von Fast-Food-Restaurants drängeln würden, wenn es da nicht diese unmöglichen Kinder-Essensboxen mit Billigspielzeug im Sortiment gäbe. Und wären da nicht diese Aufkleber und Bastelbögen in den gezuckerten Cornflakes, dann könnten wir Eltern auch ohne dauerndes Gejammere der Kinder zu den ungezuckerten Cerealien greifen.
Und warum muß dieses Joghurt unbedingt Kuhflecken haben? Das hat doch nichts mit dem Geschmack zu tun, sondern mit einer Markenprägung, die sich gezielt an Kinder wendet.

Ich würde sogar soweit gehen, ein internationales Verbot von Productplacement in Kinderfilmen zu fordern, da Productplacement von Kindern nicht als Werbung zu identifizieren ist.
Denn: Die Jüngsten können sich am wenigsten gegen Werbung wehren. Und schon gar nicht gegen eine so subtile Form wie das Auftauchen von Markenprodukten in Filmen, sagt Jörg Matthes, Professor am Institut und Leiter der Forschungsgruppe, zur „Presse“.  http://diepresse.com/home/bildung/schule/hoehereschulen/753531/Product-Placement_Kinder-als-unfreiwillige-Konsumenten
In den genannten Bereichen (kinderorientierte Werbung, Spielzeug als Lockmittel, Productplacement) kann und soll die Politik aktiv werden und Grenzen ziehen. Warum sie diese Kompetenz bis heute nur unzulänglich genützt hat, das verstehe ich nicht, da doch der Schutz der Kinder an oberster Stelle stehen muß.

Autorin: Irene L.

4 Kommentare:

  1. frustrierte Menschen schreiben frustrierte Blogs...

    Am besten generell alles verbieten was nicht von den Eltern kommt, dann kann man nur noch den Eltern Vorwürfe machen, wenn etwas mit dem Kind falsch läuft. Nur, wem schiebt man dann die Schuld in die Schuhe, wenn mit dem eigenen Kind etwas nicht passt? :-D

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  2. Frustrierte Anonyme schreiben mitunter auch frustrierte Kommentare...

    Wir müssen es nicht kommentarlos schlucken, daß unsere Kinder von Politikern für Werbezwecke mißbraucht werden und, daß sie von der Werbung internationaler Konzerne manipuliert werden.

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    1. Gut geantwortet :-) Es stimmt, dass wir uns wehren können und auch sollten! Wir müssen uns dagegen zur Wehr setzen, dass Kinder und Jugendliche möglichst bald zu Konsum- und Arbeitssklaven dressiert werden! Gerade angesichts der täglich sich verschärfenden Rohstoffkrise müssen wir Nachhaltigkeit fordern. Und wenn dann Großkonzerne weniger Dividende an ihre Aktionäre ausschütten können, wen stört das schon? Unser aller Gesundheit geht auf alle Fölle vor!

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  3. Die Eltern können sich sehr wohl wehren.Sie können die Veröffentlichung von Fotos ihrer Kinder jederzeit untersagen. Eine kurze Mitteilung an die Direktion genügt!

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