Sonntag, 7. April 2013

Straßen mit denkwürdiger Namensgebung


Heute bin ich bei Recherchen über Wahlplakate über eines von Burghard Breitner gestoßen. Und mir fiel ein, daß es doch eine Innsbrucker Straße mit seinem Namen gibt, also las ich einmal nach und bin äußerst erschrocken.

Ich dachte ja eigentlich, daß inzwischen die meisten Straßennamen und Plätze, die Namen umstrittener historischer Persönlichkeiten tragen, genauer unter die Lupe und gegebenenfalls umbenannt wurden. Bei der Burghard-Breitner-Straße war das offensichtlich nicht der Fall.
Breitner war deutschnational orientiert. Mit einer niedrigen Mitgliedsnummer trat er 1932 der NSDAP bei. Nach dem Verbot der NSDAP im Ständestaat trat er aus der Partei aus. Nach den Anschluss Österreichs 1938 konnte er den großen Ariernachweis nicht erbringen, weil die Herkunft seiner Großmutter väterlicherseits nicht zu klären war. Er trat am 1. Dezember 1939 wieder in die NSDAP ein und erhielt eine hohe Mitgliedsnummer.
Breitner wurde 1951 vom Verband der Unabhängigen als parteiungebundener Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt. Er erzielte 15,4 % der Stimmen und war damit hinter dem SPÖ-Kandidaten Theodor Körner und dem ÖVP-Kandidaten Heinrich Gleißner Drittgereihter.
http://de.wikipedia.org/wiki/Burghard_Breitner
Burghard Breitner hatte eine eigenwillige Biografie - er ging freiwillig und regelrecht kriegsbegeistert an die
Front um als Kriegschirurg zu arbeiten, nach seiner Gefangenschaft in Sibirien kehrte er als Held in die Heimat zurück. Er war Mitglied der Corps Vandalia Graz, einer schlagenden Verbindung, und er schaffte es im Laufe seiner akademischen Karriere auf den Rektorenstuhl der Universität Innsbruck.

Ich weiß nicht recht, ob es gescheit ist, daß Straßen und Plätze überhaupt noch nach Personen benannt werden? Zum damaligen Zeitpunkt war Breitner sicherlich ein gefeierter Mann, jedoch - im Zeitgeist des 21.Jahrhunderts betrachtet - hinterläßt sein Name einen recht schalen Beigeschmack, den ich künftig immer wieder verspüren werde, wenn die Stimme im Bus der Linie R die Haltestelle "Burghard-Breitner-Straße" ankündigt.

Die Aufarbeitung der Relikte aus der NS-Zeit  ist in Tirol wohl noch nicht ganz abgeschlossen, auch, wenn die jüngeren Generationen inzwischen keinen Bock mehr auf den "alten Nazi-scheiß" haben und verständlicherweise auch sagen, daß das nicht auf ihrem Mist gewachsen ist.

Autorin: Irene Labner
Bildquellen: google maps, wikipedia


3 Kommentare:

  1. wusste ich nicht - hab's an den grünen gemeinderatsklub weitergeleitet.

    AntwortenLöschen
  2. ist bei der straße eine beschreibungstafel dabei? die grünen haben mal das magistrat um stellungnahme gebeten.

    AntwortenLöschen