Donnerstag, 13. Juni 2013

Gebt uns unser Soma! Soma für alle!

In Graz ist man bestrebt das Institut für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik für Psychiatrie zu unterstellen. Die Grazer Piraten möchten sich gegen dieses Vorhaben stellen.

Ja, man könnte nun sagen, na und, das sind halt Sparmaßnahmen.
Die Sache hat allerdings einen Haken.

Psychologen und Psychiater haben komplett unterschiedliche Zugänge zu psychischen Erkrankungen. Erstere setzen auf gesprächs- und verhaltenstherapeutische Ansätze und zweitere als Mediziner primär auf Medikation.

Unterstellt man nun die Psychologen den Medizinern, so besteht die Gefahr, daß der psychologische Therapieansatz dem medizinischen Ansatz gegenüber nicht mehr auf Augenhöhe begegnen kann. Ein Psychologe, der einem Psychiater unterstellt ist, der kann nicht mehr selbst darüber entscheiden, welche Therapie möglicherweise abseits einer Medikation erfolgversprechend für einen Klienten wäre. Er findet womöglich einen völlig sedierten Patienten/Klienten vor, mit dem es schwierig ist auf gesprächs- oder verhaltenstherapeutischer Ebene zu arbeiten.

Und wenn sich so eine Subsumption medizinpsychologischer Institute und Fachbereiche unter das Dach der Psychiatrie auf andere Städte ausweitet, so wird es für Psychologen immer schwieriger überhaupt Kassenverträge zu erlangen, da der Gesprächstherapeut ja dann zunehmend nur mehr als Anhängsel der Psychiater eingestuft wird.
Gesprächstherapien werden für die Menschen dann immer etwas Exklusives und Teures bleiben, d.h. die Kranken müssen dann u.U. in Ermangelung von leistbaren Alternativen auf das für sie leistbare, vom Arzt verschriebene und von der Kasse bezahlte Medikament umsteigen.

Das wiederum ist Wasser auf die Mühlen der Pharmakonzerne - Pharmakonzerne haben eine große Lobby und die machen keinen Gewinn, wenn Menschen ihre psychischen Belastungen und Probleme bei einem Gesprächstherapeuten besprechen. Nun zähle man 1 und 1 zusammen...in Zeiten, wo psychische Erkrankungen immer häufiger werden, so ist doch klar, daß sich die Pharmakonzerne nicht von Psychologen das Wasser abgraben lassen. Die verteilen lieber Soma für alle und verdienen kräftig daran.

Autorin: Irene Labner



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