In Graz ist man bestrebt das Institut für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik für Psychiatrie zu unterstellen. Die Grazer Piraten möchten sich gegen dieses Vorhaben stellen.
Ja, man könnte nun sagen, na und, das sind halt Sparmaßnahmen.
Die Sache hat allerdings einen Haken.
Psychologen und Psychiater haben komplett unterschiedliche Zugänge zu
psychischen Erkrankungen. Erstere setzen auf gesprächs- und
verhaltenstherapeutische Ansätze und zweitere als Mediziner primär auf
Medikation.
Unterstellt man nun die Psychologen den Medizinern, so besteht die
Gefahr, daß der psychologische Therapieansatz dem medizinischen Ansatz
gegenüber nicht mehr auf Augenhöhe begegnen kann. Ein Psychologe, der
einem Psychiater unterstellt ist, der kann nicht mehr selbst darüber
entscheiden, welche Therapie möglicherweise abseits einer Medikation
erfolgversprechend für einen Klienten wäre. Er findet womöglich einen
völlig sedierten Patienten/Klienten vor, mit dem es schwierig ist auf
gesprächs- oder verhaltenstherapeutischer Ebene zu arbeiten.
Und wenn sich so eine Subsumption medizinpsychologischer Institute und Fachbereiche unter das Dach der Psychiatrie auf andere Städte ausweitet, so wird es für
Psychologen immer schwieriger überhaupt Kassenverträge zu erlangen, da der Gesprächstherapeut ja dann zunehmend nur mehr als Anhängsel der Psychiater eingestuft wird.
Gesprächstherapien werden für die Menschen dann immer etwas Exklusives
und Teures bleiben, d.h. die Kranken müssen dann u.U. in Ermangelung von
leistbaren Alternativen auf das für sie leistbare, vom Arzt verschriebene und von
der Kasse bezahlte Medikament umsteigen.
Das wiederum ist Wasser auf die Mühlen der Pharmakonzerne - Pharmakonzerne haben eine große Lobby und die machen keinen Gewinn, wenn Menschen ihre psychischen Belastungen und Probleme bei einem Gesprächstherapeuten besprechen. Nun zähle man 1 und 1 zusammen...in Zeiten, wo psychische Erkrankungen immer häufiger werden, so ist doch klar, daß sich die Pharmakonzerne nicht von Psychologen das Wasser abgraben lassen. Die verteilen lieber Soma für alle und verdienen kräftig daran.
Autorin: Irene Labner
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen