Sonntag, 24. August 2014

Kriegsgerät...made in Tyrol?

Heute führte ich mit jemandem ein Gespräch über die von der Firma Swarovski verlagerte Produktionshalle nach Serbien - ein Thema, das bereits im Mai an dieser Stelle erörtert wurde. Mein Gesprächspartner meinte dann, das sei ja kein Wunder, denn Swarovski würde angeblich auch bei der Produktion von Rüstungstechnik mitwirken und diese Produkte ließen sich eben von Serbien aus leichter exportieren als von Österreich aus.
Ich lasse diese Hypothese meines Gesprächspartners mal außen vor und möchte mich aus gegebenem Anlass einmal mit Tiroler Betrieben beschäftigen, die Produkte für den Kriegseinsatz herstellen und vertreiben.

Ich stieß bei meinen Recherchen auf einen Artikel von Ilja Morozov im 25-Jahre Eco Jahrbuch 1988-2013 der Sparkasse, der von seinem Besuch auf der Waffenschau in Villepinte nahe Paris berichtet.
Österreichs Waffenzulieferer waren auf dieser Messe immerhin mit stolzen 800 Quadratmetern an Informationsständen vertreten - auch Tiroler Firmen waren auf dieser Schau vertreten, so etwa die Firma Plansee, die Legierungen für panzerbrechende Munition liefert.
1988 hat die Firma Plansee ein Patent mit der Nummer EP 0340264 B1 angemeldet - konkret handelt es sich dabei um ein Verfahren zur Herstellung von Halbzeug aus gesinterten Refraktärmetall-Legierungen. Diese Legierung wiederum findet ihren Einsatz bei panzerbrechender Munition.

Die Firma Swarovski betrieb ebenfalls einen Stand auf der Waffenschau, wobei man betonte, daß man selbst zwar "Beobachtungsoptik" liefere, nicht jedoch Zielfernrohre für Waffen. Hä? Die Swarovski-Zielfernrohre für Waffen, egal ob Jagd- oder Militärwaffen, sind doch weltbekannt.
Direkt neben dem Stand der Firma Swarovski befand sich schließlich der Messeaufbau der Firma "Kahles" - diese Firma ist der älteste Hersteller von Zielfernrohren und Militäroptik - und sie ist eine Tochterfirma von Swarovski.
Swarovski hat übrigens schon im zweiten Weltkrieg Zielfernrohre für die deutsche Wehrmacht hergestellt und die Firma so vor der drohenden Pleite gerettet.

Was an den österreichischen Medien offenbar gänzlich vorbeiging, das ist, daß am 21.Jänner 2014 der erste U.S.-Austria Defense Industry Day abgehalten wurde, wo unter anderem ein Vertreter des US-Ablegers der Firma Plansee über das Firmenportfolio informierte. Insgesamt stellten sich 17 österreichische Firmen bei dieser Tagung dem interessierten Publikum vor.
Darüber hinaus tritt auf dieser illustren Veranstaltung des U.S.-Austria Defense Industry Day eine Gruppierung names ADIG (Austrian Defense&Security Industry Group) auf, die angeblich 1991 in Zusammenarbeit mit der österreichischen Wirtschaftskammer ins Leben gerufen wurde - auf den Informationsseiten der Wirtschaftskammer wird diese Interessensgruppe allerdings nirgends aufgelistet und jede Suche über konkretere Informationen läuft leider ins Leere.

Ein kurzer Anhang noch.
In Kufstein ist der Firmensitz der Voere Präzisionstechnik GmbH. Voere baut vornehmlich Jagdwaffen, jedoch auch beispielsweise Präzisionsrepetiergewehre, die für militärischen Einsatz genutzt werden können.
Mils Electronic baut zwar keine Waffen, entwickelt jedoch Verschlüsselungssysteme für militärische Nutzung.
Die Produkte mancher Tiroler Firmen landen mitunter über Umwege auf den Schlachtfeldern der Welt, so stellt GE Jenbacher etwa 1000Watt-Generatoren her, die Gas in Strom umwandeln und daher z.B. vom amerikanischen Militär gerne in abgelegenen Militärbasen eingesetzt werden.

Autorin: Irene L.
Linktipp:
Das wirklich lesenswerte 25-Jahre Eco Handbuch der Sparkasse 2013, man staune über die subversive Auswahl der erörterten Themen: https://www.go-gruendercenter.net/DOCROOT/Eco-jahrbuch-2013.pdf 

2 Kommentare:

  1. Österreichische Waffen in Krisen- und sogar KRIEGSgebieten sind seit jeher eine Art Gewohnheitsrecht, könnte man als gelernter Zyniker meinen. Eine sehr gute Artikelserie im http://augustin.or.at (über Raiffeisen) recherchierte sogar, dass der Hypocrash zu einem Gutteil durch Waffengeschäfte (mit damals Yugoslawien) und Zahlungsprobleme rundherum erst so gravierend wurde, dass eben ein Crash daraus wurde
    und
    dass die Rückkauferei der Hypo Alpe Adria seitens des unseligen Josef Pröll vor allem zwecks Rückendeckung dieser Waffengeschäfte (die sonst massiv aufgeflogen wären; so blieb es "unter ein paar Insidern") notwendig und u.a. auch von Exkanzler Vranitzky und Exvizekanzler Mock (beide damals die Regierungsspitze) dringend gepusht wurde.

    Auch der neueste Skandal "Drohnen für die Ukraine" (Industrie Schiebel Nähe Wr.Neustadt) ist ja nicht ohne. Drohnen (selbstverständlich nur um Frieden zu "überwachen" ...) sind so eine Art Zielfernrohr für Boden-Boden (und andere) Raketen bzw. Cruise Missile Lenkwaffen.

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