Freitag, 27. Juni 2014
Sind Hymnen so etwas wie Nationalsaurier?
Was mir beim Thema Bundeshymne auffällt ist, dass der Aufschrei der politisch Korrekten weitestgehend auf Österreich beschränkt zu sein scheint. Auch in anderen Hymnen, wie etwa der "Ode an die Freude" - also der Europahymne (!) - wird die Existenz der Frauen negiert. "Alle Menschen werden Brüder", heißt es da. Gut, man kann einwenden, offiziell ist ja nur die Instrumentalversion die Europahymne.
Aber auch im Lied der Deutschen gibt es die Passage "Danach lasst uns alle streben, brüderlich mit Herz und Hand!" Also, auch hier spielt die Frau als solche keine Rolle.
Im übrigen Europa scheint das Problembewusstsein hinsichtlich der hymnischen Nichtbeachtung der Frauen jedenfalls deutlich geringer zu sein, als in Österreich.
Hier stellt sich nun die Frage, ob man nun an den alten Texten von Schiller & Co. einfach herumschnipseln und sie politisch korrekt auf Linie bringen sollte.
Abgesehen von Sportfesten - wofür braucht man überhaupt Hymnen?
Letztlich geht es doch um die Förderung des Gemeinschaftsgefühls und um die Abgrenzung von denjenigen die nicht dazu gehören. Es geht also letztenendes um nationals Pathos - und da stelle ich mir schon die Frage, wollen wir das und brauchen wir das überhaupt?
Vielleicht ist ja das System der Hymnensingerei genau so altväterisch oder altmütterisch, wie die Texte selbst. Wäre es nicht besser, die angestaubten Texte so zu belassen, wie sie sind; sie liebevoll von ihrem verstaubten Pathossockel herunterzunehmen; einzumotten und sie in Hinkunft im Museum als Relikte der Vergangenheit zu bestaunen?
Gastautor: Harald (VinPei) B.
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